In Indonesien kommt es entlang der Westküste am mehr als 3000 km langen Sundabogen regelmäßig zu starken Erdbeben. Die Subduktionszone erstreckt sich bogenförmig von der Nordwestspitze Sumatras bis Flores im Osten Indonesiens. Hier kollidieren Eurasische und Indo-Australische Platte. Die Indo-Australische Platte taucht (subduziert) mit einer Geschwindigkeit von 6,7 Zentimeter pro Jahr unter ein Anhängsel der Eurasischen Platte. Folge sind Erdbeben, Vulkanismus aber auch Tsunamis. Dies in unmittelbarer Nähe zur bevölkerungsreichsten Insel der Welt: Java.

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Alfred-Wegener Institut (AWI), des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) erklären Besonderheiten Indonesiens. Auch erläutern sie die Funktionsweise von Frühwarnsystemen. Für weitergehende Informationen folgen Sie bitte den jeweiligen Verlinkungen.

Erdbeben

Ganz Indonesien ist hochgradig von Erdbeben bedroht. Das letzte starke Beben wurde am 6. Dezember 2016 notiert. Das Beben hatte eine Stärke von 6,5 (Mw). Ein ebenfalls starkes Erdbeben der Mw 7,7 ereignete sich am 12. März 2016 vor der indonesischen Insel Sumatra. Etwas weiter nördlich am Sundabogen löste ein Erdbeben der Stärke 9,3 am 26. Dezember 2004 einen gewaltigen Tsunami aus. Das damalige Beben war eines der stärksten, das jemals aufgezeichnet wurde.

Auch im Osten des Landes in der Pazifikregion bebt die Erde häufig. Die gesamte Region ist in zahlreiche Mikroplatten unterteilt, so dass Aufschiebungen in südwestlicher und in nordöstlicher Richtung stattfinden. Daneben treten Blattverschiebungen und Abschiebungen auf. Am 24. September 2015 ereignete sich in der Region Irian Jaya ein Beben der Stärke 6,6. Weitere Informationen zu diesem Erdbeben.

Tsunami

Von sehr großen unterseeischen Beben (M>7,5) entlang der Subduktionszone können katastrophale Tsunami ausgelöst werden. 90 Prozent der Tsunami werden von diesen starken Erdbeben unter dem Ozeanboden ausgelöst, die zudem eine ausgeprägte Vertikalkomponente aufweisen müssen. Eine erste Abschätzung, ob sich der Meeresboden vertikal bewegt hat, lässt sich durch GPS-Messungen an Land-Fixpunkten feststellen. Die Welle entsteht durch die plötzliche Verdrängung von großen Wassermassen. Aber auch große Hangrutsche und Vulkanausbrüche, bei denen große Erdmassen ins Wasser abrutschen, oder Meteoriteneinschläge können Tsunamiwellen auslösen. Durch die lokale Geologie in Indonesien bedingt, ist die Vorwarnzeit extrem kurz. Innerhalb von fünf Minuten nach einem Starkbeben muss daher ein Alarm ausgelöst sein. Wenn am Sundabogen ein Tsunami enstanden ist, so bleiben nur 20-30 Minuten bis die Welle auf indonesisches Festland trifft. Mehr Informationen über Tsunami.

Am 26. Dezember 2004 um 07:58 Uhr Ortszeit (00:58 Weltzeit UT) ereignete sich vor der Nordwestspitze Sumatras das zweitstärkste bisher gemessene Erdbeben mit einer Bruchlänge von rund 1200 Kilometern und einer Magnitude Mw = 9,3. Ein Tsunami wurde ausgelöst. Allein Indonesien hatte über 170.000 Tote zu beklagen. Hauptgrund für die hohe Opferzahl: es gab keine organisatorische und strukturelle Möglichkeit der Frühwarnung im gesamten Indischen Ozean. Deutschland leistete – über die sofortige Flutopferhilfe hinaus – einen wesentlichen Beitrag mit dem Projekt GITEWS, in dem das Kernstück eines integrierten, leistungsfähigen Tsunami-Frühwarnsystems in Indonesien aufgebaut wurde. Bereits 2008 hat das Warnsystem den Betrieb aufgenommen und wurde seitdem stetig optimiert. Inzwischen wurde das deutsch-indonesische Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean (GITEWS) in Jakarta vollständig an Indonesien übergeben. Mehr Informationen zur Funktionsweise des Systems.

Sobald eine Erdbebenmessung vorliegt, kann innerhalb weniger Sekunden abgeschätzt werden, welche Wellenhöhen an den Küsten zu erwarten sind. Ein Simulationscode (TsunAWI) hilft umgehend nach einem schweren untermeerischen Erdbeben die Wellenausbreitung und -höhe eines Tunami zu bestimmen. Mehr Informationen zu TsunAWI.

Vulkanausbrüche

Faszinierend sind sie, die gewaltigen Kräfte, die im Erdinneren schlummern und sich bei Vulkanausbrüchen in spektakulären Feuerfontänen, enormen Aschewolken und glühenden Lavaströmen entfalten. Indonesien hat zahlreiche aktive Vulkane. Der Sinabung auf der Insel Sumatra ist seit September 2013 immer wieder aktiv. Der 2.460 m hohe Stratovulkan gehört zu den Vulkanen mit explosiven Eruptionsformen und ist einer der aktivsten Indonesiens. Die Aktivität des Sinabung zeigt, dass schlafende Vulkane beim Erwachen charakteristische Signale aussenden und sich hier aus Möglichkeiten ergeben, die Bevölkerung zu warnen. Mehr Informationen zum Sinabung. Ein weiterer aktiver Vulkan und zudem einer der gefährlichsten von insgesamt rund 130 aktiven Vulkanen in Indonesien ist der der 1.731 m hohe Schichtvulkan Kelud auf Java. Mehr Informationen zu Kelud.

Für die Menschen unmittelbar vor Ort, im weiteren Umfeld, wie auch für den Flugverkehr und das Klima bedeuten Vulkane in erster Linie Gefahr, Zerstörung und Beeinträchtigung. Die Aschewolke des Ausbruchs des Krakataus (Indonesien) im Jahr 1815 führte zu einer weltweiten Abkühlung der Temperatur. Mehr Informationen zu Auswirkungen von Vulkanausbrüchen.

Veröffentlicht: 06.12.2016, 3. Jahrgang

Zitierhinweis: Dahm, T., Lauterjung, J., Rakowsky, N., Saul, J., Tilmann, F. & Walter, T. (2016, 06. Dezember). Forschungsthema: Naturgefahren in Indonesien. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 3https://www.eskp.de/naturgefahren/forschungsthema-naturgefahren-in-indonesien-935728/

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