PROTECTS (Project for Training, Education and Consulting for Tsunami Early Warning Systems) war ein direktes Folgeprojekt zum deutsch-indonesischen Tsunami-Frühwarnsystem für den Indischen Ozean (GITEWS) und diente nach dessen erfolgreicher Implementierung und Übergabe an Indonesien vor allem der Aus- und Weiterbildung im Tsunami-Katastrophenschutz. Von Beginn des PROTECTS-Programms im Juni 2011 bis zum März 2014 wurden insgesamt 169 verschiedene Trainingsmodule umgesetzt. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit einem Beitrag von 7,2 Mio. Euro gefördert.

"PROTECTS und GITEWS sind beeindruckende Beispiele für einen erfolgreichen Wissens- und Technologietransfer der Helmholtz-Gemeinschaft", sagt Professor Reinhard Hüttl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ), das die Federführung bei beiden Projekten hatte. "Indonesien hat in den letzten Jahren zudem mit eigenen Mitteln die Katastrophenschulung der Bevölkerung und die Verbreitung der Warnmeldungen weiter verbessert.  PROTECTS kooperierte auf nationaler Ebene auch mit der indonesischen Agentur für Katastrophenmanagement (BNPB)." Auf lokaler Ebene wurde das Tsunami-Katastrophenmanagement in den von Tsunami bedrohten Distrikten auf Java, Sumatra,  Bali sowie in der Provinz West-Nusa-Tenggara gestärkt.

Dr. Jörn Lauterjung, am GFZ Projektleiter von GITEWS und PROTECTS, ergänzt: "PROTECTS zielte auch darauf, bei den beteiligten Institutionen und der betroffenen Bevölkerung das Bewusstsein für die Gefährdung aufzubauen und zu erhalten. So wurden nationale Standards, Instrumente und Verfahren für Tsunami-Frühwarnung und Risikomanagement als offizielle Referenzen für Akteure in den tsunamigefährdeten Gebieten Indonesiens entwickelt."

Die geologische Situation Indonesiens macht seine Küsten besonders verwundbar: Der Sundagraben, wo die starken Beben entstehen, erstreckt sich bogenförmig von der Nordwestspitze Sumatras bis zur Insel Flores im Osten Indonesiens über rund 5.000 Kilometer. Entsteht hier ein Tsunami, laufen die Wellen im Extremfall innerhalb von 20 Minuten an der Küste auf, so dass nur sehr wenig Zeit für eine Frühwarnung bleibt. Trainingsmaßnahmen für Bevölkerung und Katastrophenmanager, wie im Projekt PROTECTS entwickelt, sind daher unabdingbar.

Bei der Ausbildung des Fachpersonals wurde der BMKG (Meteorologischer, Klimatologischer und Geophysikalischer Dienst Indonesiens) als Betreiber des Warnzentrums von Experten des GFZ, des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ unterstützt.

Fünf Tsunami-Warnungen seit 2011

Indonesien verfügt über eins der modernsten Tsunami-Frühwarnsysteme. Dieses warnt maximal fünf Minuten nach einem Beben auf der Basis von rund 300 verschiedenen Messstationen, also Seismometer (Erdbebenmess-Stationen), GPS-Stationen (Erfassung von Versatz/Verschiebungen) und Küstenpegel (Wasserstandsänderungen). Die Daten der Sensoren werden über modernste Auswertesysteme, wie die am GFZ entwickelte Software zur schnellen Auswertung von Erdbeben SeisComP3 und ein Tsunami-Simulationssystem im Warnzentrum in ein Lagebild umgesetzt. Mit Hilfe eines Entscheidungsunterstützungssystems werden dann entsprechend gestufte Warnungen für die betroffenen Küstenabschnitte ausgegeben. Am Betrieb des Warnzentrums in Jakarta sind über 70 Personen beteiligt, davon etwa 40 Mitarbeiter ausschließlich im 24-Stunden-Schichtbetrieb, sieben Tage in der Woche. Der BMKG betreibt und verantwortet das Warnsystem. Seit der vollständigen Übergabe an die indonesische Regierung im März 2011 wurden mit dem Erdbebenmonitoring- und Tsunami-Frühwarnsystem nach Angaben des BMKG rund 1700 Erdbeben mit einer Magnitude größer als M= 5 und elf Beben mit Magnitude 7 und größer ausgewertet. Zu fünf Ereignissen wurden Tsunami-Warnungen an die Öffentlichkeit ausgegeben.

Aufgrund der positiven Entwicklung des Tsunami-Frühwarnsystems und der dazu gehörigen Ausbildungsmaßnahmen erhielt Indonesien im November 2012, neben Australien und Indien, offiziell durch die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) den Status eines Regional Tsunami Service Provider (RTSP) für den Indischen Ozean. Es löste damit den Service der Frühwarnsysteme Japans und der USA ab, die bis dahin auf Bitte der UNESCO einen Interimsdienst für den Indischen Ozean geleistet hatten. Die Anrainerstaaten werden bei starken Erdbeben von den jeweiligen RTSP über die Tsunami-Gefahr an ihren Küsten informiert.  

Direkt nach der Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004 hatte die Bundesregierung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, vertreten durch das Deutsche GeoForschungsZentrum, und weiteren Partnern den Auftrag zur Entwicklung und Implementierung eines Frühwarnsystems für Tsunami im Indischen Ozean erteilt. Die Mittel in Höhe von 55 Millionen Euro stammen zu großen Teilen aus dem Beitrag der Bundesregierung im Rahmen der Flutopfer­hilfe. Das Projekt wurde als Forschungsvorhaben vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung gefördert und in Zusammenarbeit mit dem indo­ne­sischen Wissenschaftsministerium (RISTEK) und zuständigen Fachbehörden durch­geführt. Ein Naturereignis wie der Tsunami von 2004 kann nicht verhindert werden und solche Desaster werden auch bei einem perfekt arbeitenden Alarmsystem weiterhin ihre Opfer fordern. Aber die Auswirkungen solcher Naturkatastrophe können mit einem Frühwarnsystem vermindert werden.

Quellen

  Pressemitteilung des Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum vom 24.3. 2014: "Verbesserter Katastrophenschutz bei Tsunami im Indischen Ozean" Link

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