Heutige Landnutzung und das sich zu schnell wandelnde Klima stellt uns vor Herausforderungen, denen wir oft mit technischen Neuerungen zu begegnen versuchen. Dabei scheint dies im Moment nur eine Frage der Naturwissenschaften zu sein und hat wenig oder nichts mit menschlichen Werten und Ethik und somit gesellschaftlichen Veränderungen zu tun. Dass technische Lösungen alleine jedoch nicht reichen, sondern auch geänderte gesellschaftliche Handlungsweisen von Nöten sind, hat die Politikwissenschaftlerin Elinor Ostrom in eindrucksvoller Weise bewiesen. Dabei sieht sie neben Verstaatlichung und Privatisierung eine dritte Möglichkeit: sie zeigte, dass kooperatives Verhalten möglich ist, auch in komplexen Systemen. 2009 erhielt sie für ihre Forschungen zur nachhaltigen Nutzung von Gemeingütern als erste Frau den Wirtschaftsnobelpreis. Ihr Verdienst war der Beweis dafür, dass Gemeingüter nicht zwangsläufig ökonomisch und ökologisch destruktiv genutzt werden müssen. In vielen Studien zeigte Ostrom, dass die Beteiligten Regeln für eine gemeinsame, nachhaltige Nutzung finden können.

Ostrom nennt acht Design-Prinzipien, die eine Art Anleitung zur nachhaltigen Nutzung von Gemeingütern, also z. B. von Land und Klima, darstellen können.

Design-Prinzipien erfolgreicher, nachhaltiger Nutzung von Gemeingütern:

1. Abgrenzbarkeit
2. Kongruenz mit lokalen Bedingungen
3. Gemeinschaftliche Entscheidungen
4. Monitoring der Nutzer und der Ressource
5. Abgestufte Sanktionen
6. Konfliktlösungsmechanismen
7. Anerkennung von Rechten
8. Polyzentrische Governance-Strukturen, verschachtelte Institutionen

Ostrom geht davon aus, dass Menschen sich in bestimmten lokalen Kontexten freiwillig an Regeln halten und nicht an ihrer Nutzenmaximierung festhalten – gerade wenn sie damit soziale Dilemmata lösen können. Dies könnte auch beim Klimawandel und der Landnutzung greifen. Entscheidend ist dabei, dass sich Menschen organisieren und Lösungen finden, die lokale Besonderheiten berücksichtigen und alle Stakeholder einbinden.

Eine der größten Herausforderungen ist dabei, die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung zu schaffen. So etwa für eine nachhaltige Selbstorganisation der Akteure, oder für ein gelebtes Mitspracherecht für Individuen, das zu erhöhtem Verantwortungsbewusstsein und somit zu einer nachhaltigeren Nutzung der Ressource Land führt. 

Denkt man nun an die Abholzung von Regenwäldern oder das massive sogenannte "Land grabbing" der letzten Jahre, mit seinen oft verheerenden Folgen, so wird schnell klar, dass Landnutzung einen gravierenden Wandel erfahren könnte, würde man Ostroms Prinzipien für eine nachhaltige Landnutzung konsequent anwenden.

Viele kleine Initiativen an vielen Orten der Erde könnten sinnvoller sein als auf globale Patentlösungen oder internationale Abkommen zu warten. Es erklärt sich von selbst, dass die Politik hier unterstützend wirken sollte. Oder, wie es das Nobelpreis-Komitee formulierte: Die Zukunft des Menschen gehört der "Organisation von Kooperation". Damit der Wandel gelingen kann, müssen die Menschen und nicht technische Neuerungen und selektive Interessen einiger weniger im Mittelpunkt stehen. Dabei ist offensichtlich, dass schnelles Handeln notwendig ist, gerade in Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels, der sozialen Disparitäten und des Hungers in der Welt.

Referenzen

  Arneth, A. (Hrsg.). (2016). Wie Land- und Forstwirtschaft unser Klima verändern und wie wir damit umgehen (Broschüre zum EU-Projekt LUC4C). Garmisch-Partenkirchen: Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – Institut für Meteorologie und Klimaforschung Atmosphärische Umweltforschung (IMK-IFU).

Veröffentlicht: 09.08.2016, 3. Jahrgang

Zitiervorschlag: Agreiter, M. (2016, 09. August). Nachhaltige Landnutzung. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 3. https://www.eskp.de/klimawandel/nachhaltige-nutzung-von-gemeinguetern-nach-elinor-ostrom-935843/

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