Tauende Permafrostböden haben drastische Konsequenzen für das Klima der Erde. In Klimamodellen fand diese Größe bislang jedoch keine Berücksichtigung. Das soll sich nun ändern. Im globalen terrestrischen Netzwerk für Permafrost (Global Terrestrial Network for Permafrost - GTN-P) werden erstmals alle verfügbaren Messdaten zur Temperatur und Auftautiefe des Dauerfrostbodens in der Arktis, der Antarktis und den Hochgebirgsregionen zusammengefasst.

Doch woher kommen diese Daten? Zur Messung von Temperatur und Auftautiefe des Permafrostes bohren Wissenschaftler Löcher in die vereisten Böden und installieren Sensoren. Die erhobenen Daten werden bei Expeditionen regelmäßig ausgelesen. "Unser Datenportal vereint bisher die Ergebnisse aus 1.074 Bohrlöchern, von denen sich 72 in der Antarktis und 31 in den Hochgebirgsregionen Europas und Asiens befinden. Die restlichen 961 Messstationen verteilen sich über die Arktis", sagt GTN-P-Direktor Dr. Boris Biskaborn vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Bisher standen diese Daten in keinem modelltauglichen Standardformat zur Verfügung. In einem Artikel der Fachzeitschrift Earth System Science Data (ESSD) stellen die Wissenschaftler die neue Datenbank vor - und bieten die Möglichkeit neue potenzielle Standorte für Messstationen exakt zu bestimmen. Die Zuverlässigkeit globaler Modelle wird hiermit weiter erhöht.

Die erhobenen Daten stehen zur freien Verfügung und lassen sich bequem in dem GTN-P Daten-Management-System online betrachten, so dass nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Politiker, Behördenvertreter und andere Interessierte auf diese Informationen zugreifen und sie als Ausgangsbasis für Entscheidungen nutzen können. "Denn gerade in Regionen, in denen Häuser, Straßen, Schienen oder Pipelines auf Permafrost errichtet wurden, können Tauprozesse große Schäden hervorrufen. Hier soll unsere Datenbank als eine Art Frühwarnsystem dienen", sagt Biskaborn.

Neue Messergebnisse zur Temperatur- und Auftautiefe nimmt das GTN-P-Team mit einer Verzögerung von zwölf Monaten in die Datenbank auf. "Auf diese Weise geben wir allen beitragenden Wissenschaftlern die Chance, ihre Ergebnisse zunächst einmal wissenschaftlich auszuwerten und in Fachartikeln zu publizieren", sagt Biskaborn. Zudem wird das GTN-P-Team alle zwei Jahre über den Zustand der globalen Permafrost-Vorkommen und mögliche Veränderungen berichten.

Literaturhinweis

Biskaborn, B. K., Lanckman, J.-P., Lantuit, H., Elger, K., Streletskiy, D. A., Cable, W. L., and Romanovsky, V. E.: The new database of the Global Terrestrial Network for Permafrost (GTN-P), Earth Syst. Sci. Data, 7, 245-259, doi:10.5194/essd-7-245-2015, 2015.

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