Das multidisziplinäre, internationale Wissenschaftlerteam des Projektes IMPACT2C* trägt dazu bei, die Auswirkungen einer globalen Erwärmung von 2ºC auf Europa sowie besonders verletzliche Regionen der Welt, zu identifizieren und zu analysieren. Dabei werden verschiedenste Schlüsselsektoren wie Wasser, Energie, Infrastrukturen, Küstenräume, Tourismus, Land- und Forstwirtschaft, Ökosystemdienstleistungen sowie Gesundheit und Luftreinheit-Klima-Wechselwirkungen europaweit abgeschätzt. Neben diesen Sektoren werden zusätzliche Fallbeispiele für einige im besonderen Maße verletzliche Regionen der Welt wie Bangladesch, den Nil, das Niger-Delta sowie die Malediven durchgeführt.

Ein wesentlicher Bestandteil der Analysen basiert auf einer Vielzahl von numerischen Computermodellen, die mögliche Klimaveränderungen unter bestimmten Treibhausgasemissionsszenarien simulieren. So zeigen erste Ergebnisse des Projektes, dass eine globale Erwärmung von 2°C weitreichende und bedeutende Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft Europas nach sich ziehen können.

Die neuesten Szenarien von Treibhausgasemissionen (RCPs - Representative Concentration Pathways) des 5. Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change) zeigen eine Überschreitung der globalen Erwärmung von 2°C bereits vor Mitte dieses Jahrhunderts - mit Ausnahme eines drastischen Emissions-Minderungsszenarios (RCP2.6, grün). Unter der Annahme eines Szenarios mit anhaltend hohem Treibhausgasausstoß (RCP8.5, rot) wird eine globale Erwärmung von 2°C bereits um 2040 erreicht und selbst ein Szenario mit stabilisierendem Treibhausgasausstoß (RCP4.5, orange) erreicht diesen Zustand noch vor 2050.

Gleichzeitig wird gezeigt, dass sich der Europäische Kontinent, verglichen mit der mittleren globalen Erwärmung, stärker erwärmt. Hierbei erfahren einige Regionen Europas sogar einen wesentlich höheren Temperaturanstieg. So werden für die Iberische Halbinsel sowie Teile des Mittelmeers während der Sommermonate Erwärmungen von etwa 3°C prognostiziert.

Die wesentlichen Forschungsergebnisse sind insgesamt sehr divers und umfassen eine Vielzahl verschiedener Sektoren – einige Beispiele:

Wasserkreislauf
Auf den Wasserkreislauf in Europa hat die globale Erwärmung weitreichende Folgen, vor allem die Wasserverfügbarkeit sowie das Risiko von Überschwemmungen und Dürren ändern sich, wenngleich diese Veränderungen europaweit unterschiedlich ausgeprägt sind. So zeigen Klimamodellsimulationen Zunahmen in Niederschlag, Verdunstung und Abfluss in Zentral- und Nordeuropa aber Abnahmen dieser Größen im Mittelmeerraum. Des Weiteren wird ein Anstieg im Überschwemmungsrisiko für weite Gebiete Europas projiziert. Für das südliche Europa hingegen wird erhöhter Wasserstress durch Dürren und geringe Bodenfeuchte projiziert - zusätzlich zur bereits vorhandenen Wasserknappheit.

Landwirtschaft und Ernteerträge
Erste Ergebnisse, die auf Klimamodellsimulationen des EURO-CORDEX-Ensembles basieren, zeigen geminderte Ernteerträge des Winterweizens. Beispielweise wird ein Ernterückgang des Winterweizen von etwa 0,5 t/ha für einige Regionen West- und Zentraleuropas projiziert. Die Ernteerträge in den Sommermonaten erfahren im Mittelmeerraum negative Auswirkungen während für höhere Breiten zunehmende Erträge erwartet werden. Für die nördlichen Breiten (> 55°N) sind sogar Ertragssteigerungen von bis zu 70% möglich, wenngleich der Gesamtertrag hier noch immer gering ausfällt.

Tourismus
Unter den vier Ländern, die die größten Skigebiete Europas beheimaten - namentlich Österreich, Frankreich, Italien und die Schweiz - wird für Frankreich das geringste Risiko für Rückgänge an Winterübernachtungen prognostiziert. Die größten wetterbedingten Risiken mit Verlusten an Winterübernachtungen treten sowohl in der Referenzperiode (1971-2000) als auch unter 2°C globaler Erderwärmung für Österreich auf, gefolgt von Italien.

Sollten sich die Oberflächentemperaturen im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts stabilisieren und die globale Erwärmung sich so auf 2°C begrenzen, würde der Meeresspiegel dennoch über dieses Jahrhundert hinaus weiter steigen. Eine zentrale wissenschaftliche Aufgabe des IMPACT2C Projekts war es deshalb, die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs am Beispiel der Malediven zu erfassen und den Umgang mit veränderten Umweltbedingungen zu erörtern. Erste Ergebnisse, die auf Analysen kontinuierlicher Pegel-Aufzeichnungen seit 1990 nahe Malé basieren, zeigen einen Meeresspiegelanstieg von etwa 4 mm/Jahr. Im Vergleich zum mittleren globalen Meeresspiegelanstieg steigt der Meeresspiegel in der Region um die Malediven somit deutlich schneller.

IMPACT2C befindet sich derzeit in seiner wichtigsten Phase, in der die Forschungsergebnisse und Informationen der verschiedenen Sektoren für unterschiedlichste Zielgruppen sowie politische Entscheidungsträger adäquat aufbereitet werden. Es befinden sich bereits einige Kurzdossiers für politische Entscheidungsträger in Entwicklung, die die grundsätzliche Frage der Auswirkungen einer globalen Erwärmung von 2°C relativ zu vorindustriellen atmosphärischen Treibhausgaszuständen auf verschiedene Schlüsselsektoren thematisieren. Die ersten beiden Kurzdossiers dieser Reihe sind bereits hier abrufbar.

*Vom 08. bis 10. Juni 2015 fand die letzte Jahreshauptversammlung des Projekts IMPACT2C am Climate Service Center in Hamburg statt. An der Veranstaltung nahmen etwa 50 Wissenschaftler der beitragenden Partnerinstitutionen aus Europa sowie aus Bangladesch, den Malediven und Niger teil. Die Experten aus den Naturwissenschaften wie Klimamodellierer, Mathematiker und Physiker als auch aus den Sozialwissenschaften und der Ökonomie, diskutierten ihre wissenschaftlichen Ergebnisse zu sektorspezifischen Fragestellungen.

Text, eskp.de CC BY; Fotos und Grafiken soweit nicht andere Lizenzen betroffen sind, ebenfalls: eskp.de CC BY