Die weltweite Covid-19-Pandemie ist derzeit in allen Medien das Thema Nummer Eins. Covid-19 bezeichnet die Krankheit, die aufgrund einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus auftreten kann. Insgesamt herrscht viel Unsicherheit, was die Betroffenheitslage und die politische, institutionellen und persönlichen Reaktionsweisen angeht. Befeuert wird die Unsicherheit durch Fehlinformationen und Fake-News.

Nicht zuletzt wegen dieser Unsicherheit richtet sich der Blick auf die Wissenschaft. Das Vertrauen in die Wissenschaft ist generell hoch (WiD, 2019). Im Kontext der Corona-Krise ist es aber noch einmal erheblich gestiegen. Dem Wissenschaftsbarometer zufolge geben derzeit fast drei Viertel der Befragten an, „eher oder voll und ganz in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen“. „In den Erhebungen des Wissenschaftsbarometers in den vergangenen Jahren äußerte jeweils circa die Hälfte, Wissenschaft und Forschung zu vertrauen.“ (WiD, 2020, S. 5). Als prominentes Beispiel für die Corona-bezogene Wissenschaftskommunikation kann der Podcast des Chefs der Virologie der Berliner Charité genannt werden. Prof. Dr. Christian Drosten gibt hier aus wissenschaftlicher Sicht aktuelle Auskunft über die Entwicklung der Lage. Der Podcast ist vor allem deshalb etwas besonderes, weil er den wissenschaftlichen Blick behält. Wissenschaft besteht nicht aus unverrückbaren „So-ist-es“-Behauptungen, sondern ist immer im Fluss, weil neue Ergebnisse, neue Methoden und die unglaubliche Breite der globalen wissenschaftlichen Debatte einen ständigen Erkenntnisfortschritt bedingen. Wissenschaft ist nicht Politik, d.h. sie kann den Politikern nicht einfach sagen, was sie tun sollen, sondern sie kann ihnen nur eine Basis für Entscheidungen liefern, die dann aber auch von der Politik verantwortet werden müssen.

Die dynamische Entwicklung der SARS-CoV-2-Infektionen erklärt sich im Wesentlichen aus ihrem exponentiellen Charakter. Das bedeutet, dass die Steigerung der Fallzahlen nicht linear verläuft, sondern selbst noch mal einer Steigerung unterliegt. Es kann damit selbst bei einer am Beginn einer Infektionswelle geringen Fallzahl innerhalb kurzer Zeit zu einer enormen Steigerung kommen. Diese Entwicklung verläuft vor allem deshalb so dynamisch, weil es bei Ausbruch der Krankheit praktisch keine Immunität gegeben hat. Alle Menschen können sich also anstecken und das auch vergleichsweise leicht, weil die Übertragung von Mensch zu Mensch einfach ist. Um unsere Gesundheit zu schützen, wurden in Deutschland daher vorübergehend erhebliche Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens eingeführt. Am besten schütze ich mich selbst, indem ich helfe, auch alle anderen zu schützen. Das bedeutet, dass die vorübergehend verhängten Einschränkungen (soziale Distanzierung etc.) von allen eingehalten werden müssen.

Um Verunsicherung und Gerüchten vorzubeugen, ist es daher sehr wichtig, transparent und zeitnah über die Entwicklung zu informieren. Daher haben Forschende des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) in Berlin jetzt ein Online-Tool entwickelt, das Abhilfe schafft. Dieses Tool stellt neben einer Deutschlandkarte auch eine Weltkarte bereit. Auf diesen Karten werden einerseits die absoluten Zahlen der gemeldeten Erkrankten angegeben. Diese Zahlen werden vom Robert Koch-Institut (RKI), also der zentralen Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention, sowie dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) übernommen. Zusätzlich werden auf den Karten die relativen Fallzahlen pro 100.000 Einwohner*innen angegeben. Somit können die Nutzer*innen aufgeschlüsselt nach Bundesland oder Staat besser erkennen, wie weit die Pandemie vorangeschritten ist. Das Tool liefert darüber hinaus einen Zeitstrahl, der den Verlauf der bestätigten SARS-CoV-2 Infektionen im jeweils betroffenen Gebiet visualisiert. „Die Zahlen allein sind ja recht abstrakt“, sagen die MDC-Forscher Dr. Henrik Zauber und Professor Matthias Selbach. „Uns war es wichtig, die Daten im Verlauf zu visualisieren.“

Der interaktive Covid-19-Monitor ist als Service für Öffentlichkeit und Forschung gedacht und ist im Internet abrufbar.

Bei der Einordnung und Bewertung der Darstellungen des Covid-19-Monitors kann eine aktuelle, kurze und gut verständliche Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) zur Verbreitung des neuen Coronavirus helfen. Im Prinzip handelt es sich bei dieser Stellungnahme um ein Foresight-Papier, in dem verschiedene Verläufe der Infektionsausbreitung von SARS-CoV-2 durchgerechnet und diskutiert werden. Die Stellungnahme kommt zu dem Schluss, dass „aktuell“ ein „kurzes Zeitfenster“ vorliegt, „in dem die Entscheidung zwischen Eindämmung und Verlangsamung der Infektionsausbreitung noch ohne Überlastung des Gesundheitssystems erfolgen kann. In beiden Fällen ist eine konsequente Umsetzung für einen längeren Zeitraum notwendig.“ (Deutsche Gesellschaft für Epidemologie, 2020, S. 2)

Text: Dierk Spreen (ESKP), fachliche Begutachtung: Prof. Dr. Matthias Selbach (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin | MDC Berlin)
Kontakt: Jana Schlütter (MDC Berlin Kommunikation)

Referenzen

  Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie – DGEpi. (2020, 21. März). Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi) zur Verbreitung des neuen Coronavirus (SARS-CoV-2) [www.dgepi.de]. Aufgerufen am 21.03.2020.

  Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft – MDC. (2020, 13. März). COVID-19 aufgeschlüsselt nach Bundesländern [Pressemitteilung, Nr. 11, www.mdc-berlin.de]. Aufgerufen am 16.03.2020.

  Wissenschaft im Dialog – WiD. (2019). Wissenschaftsbarometer 2019 [www.wissenschaft-im-dialog.de]. Aufgerufen am 16.03.2020.

  Wissenschaft im Dialog – WiD. (2020). Wissenschaftsbarometer Corona Spezial [www.wissenschaft-im-dialog.de]. Berlin: WiD.

Weitere Informationen

  Aktuelles acatech-Thesenpapier: Der Weg aus der Corona-Krise

 Corona-Risklayer des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Das Tool gibt auf einer Deutschlandkarte einen Überblick über die Anzahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen im Vergleich zur Bevölkerung.

 Corona-Warn-App der Bundesregierung. Die Corona-Warn-App hilft festzustellen, ob man in Kontakt mit einer infizierten Person geraten ist. So sollen Infektionsketten schneller nachvollzogen und unterbrochen werden. Erhältlich über Google Play und den App-Store.

 Covid-19-Informationen auf der Webseite der Helmholtz-Gemeinschaft

  Hinweise zu Übertragungswegen des SARS-CoV-2-Virus auf der Webseite des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR)

  Informationen zum Coronavirus stellt auch das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig auf seiner Webseite bereit.

 Rtlive.de – tagesaktuelles Nowcating der effektiven Covid-19-Reprodunktiopnszahl für Deutschland.

 Warn-App NINA des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK). Mit der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz Warn-App NINA, können wichtige Warnmeldungen des Bevölkerungsschutzes für unterschiedliche Gefahrenlagen, darunter auch Corona-Gefahreninformationen, aktuell und standortbezogen abgerufen werden. Erhältlich über Google Play und den App-Store.

DOI
https://doi.org/10.2312/eskp.001

Veröffentlicht: 18.03.2020, zuletzt aktualisiert: 30.04.2020, 7. Jahrgang

Zitierhinweis: Spreen, D. (2020, 18. März). Wie entwickelt sich die Covid-19-Pandemie in Deutschland? Earth System Knowledge Platform [www.eskp.de], 7. doi:10.2312/eskp.001

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