Das Forschungsthema "Totes Meer" stellt Forschungsarbeiten innerhalb des Projektes DESERVE in der Region vor. DESERVE befasst sich mit drei großen Herausforderungen: Umweltrisiken, Wasserverfügbarkeit und Klimawandel. Das Helmholtz-Virtuelle-Institut DESERVE baut auf die Helmholtz-Expertise in den Disziplinen "Atmosphäre und Klima", "Erdkruste" und "Wasser" am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) auf. Für weitergehende Informationen, bitte den jeweiligen Verlinkungen folgen.

Erdbebenrisiko

Das Tote Meer liegt in einer tektonisch aktiven Zone. Erdbeben im Nahen Osten entstehen meist durch Plattenverschiebungen entlang einer Transformstörung. Mit nur ca. 4-6 mm im Jahr bewegen sich diese Platten im globalen Vergleich relativ langsam (im Vergleich: die Pazifische Platte bei Japan schiebt sich unter die Eurasische Platte mit ca. 20-30 mm im Jahr). Deshalb treten starke Erdbeben relativ selten auf. Das letzte schadensträchtige Erdbeben in der Region ereignete sich im Juli 1927 in der Nähe von Jericho. Es erreichte eine Stärke von 6,1 Mw. Da das letzte schadensträchtige Beben somit fast 90 Jahre her ist, wird das Bewusstsein des Erdbebenrisikos in der Bevölkerung von Generation zu Generation geringer. Noch problematischer ist allerdings, dass sich auch die lokalen Behörden lange Zeit nicht ausreichend mit der drohenden Gefahr befassten. Das führte in der Region lange zu Baupraktiken, die die Erdbebengefahr nicht berücksichtigten. Deshalb könnte der heutige Gebäudebestand schon im Falle eines relativ schwachen Bebens starke Schäden erleiden. Mehr Informationen zum Erdbebenrisiko am Toten Meer.

Änderungen des Wasserspiegels

Erdfälle stellen eine massive Gefährdung für die Infrastruktur, Bevölkerung, Landwirtschaft sowie den Tourismus am Toten Meer dar. In den letzten Jahrzehnten kam es vor allem in den Küstengebieten westlich und östlich des Sees verstärkt zu Erdfällen. Erdfallstrukturen entstehen, wenn die Deckschicht über dem Hohlraum in einer Gesteinsschicht mit lösbarem Anteil (z. B. Kalkstein, Gips oder Salz) mechanisch instabil wird und zusammenbricht. Als Ursache für diese Entwicklung wird das rapide Absinken des Wasserspiegels (1 bis 1,5 m pro Jahr) angenommen, welches weite Flächen salzhaltigen, ehemaligen Seebodens hinterlässt. Dies hat einen höheren Grundwasserzustrom zur Folge, welcher den Lösungsprozess antreibt. Mehr zur Gefährdung durch Erdfälle.

Das Tote Meer trocknet aus. Der Wasserspiegel sinkt seit Jahren und die Süßwasserressourcen im Einzugsgebiet des Toten Meeres gehen zurück. Eine zentrale Frage für Christian Siebert vom Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist die Klärung des Zusammenhangs zwischen dem Rückgang des Meeresspiegels und den unterirdischen Wasserzuläufen. Zum Interview

Am Toten Meer stehen der Abfluss von Grundwasser und die Bildung von gefährlichen Einsturztrichtern im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen. Autonome Flugsysteme (UAV - unmanned aerial vehicles) sind selbständig agierende Flugsysteme (siehe Foto), die bestückt mit diversen Sensorsystemen in verschiedener Weise der Umweltforschung dienen. Am Toten Meer geht es um zwei zentrale Fokuspunkte: Um den Abfluss von Grundwasser, das bisher in großen Teilen weder von seiner genauen Lokation noch in seiner Quantität bekannt ist, aber entscheidend zum Budget des Toten Meeres beiträgt. Zudem geht es um die Betrachtung der Entstehung der Einsturztrichter (Erdfälle), die zunehmend die Infrastruktur und den Tourismus entlang der Küste des Toten Meeres bedrohen. Mehr zur Erkundung des Untergrundes aus der Luft.

Seit vielen Jahren sinkt der Seespiegel fast kontinuierlich um etwa einen Meter pro Jahr mit negativen Folgen für Industrie, Landwirtschaft und Tourismus vor Ort. Anfang 2014 lag der Seespiegel 428 m unter dem Meeresspiegel. Langzeitmessungen meteorologischer Größen wie Verdunstung, Niederschlag, Lufttemperatur, Windrichtung und Windgeschwindigkeit werden durch Intensivmesskampagnen zur Erlangung eines besseren Prozessverständnisses unterstützt. Mehr zu den meteorologischen Messungen.

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