Laut Angaben von statista hat im Jahr 2017 jede Person in Deutschland 123 Liter Trinkwasser pro Tag im Haushalt für Kochen, Trinken, Waschen, Spülen und Körperpflege verbraucht. In dieser Mengenangabe ist noch nicht der sogenannte virtuelle Wasserverbrauch eingerechnet.

Unter virtuellem Wasserverbrauch wird derjenige Verbrauch von Süßwasser verstanden, der durch die Produktion von Lebensmitteln, Kleidung und industriellen Gütern verwendet wird. Dieser Verbrauch wird auch als virtueller Wasserfußabdruck bezeichnet, den jedes Produkt hinterlässt.

Generell hinterlässt jedes Alltagsprodukt einen Wasserfußabdruck. Dieser wird aber in der Öffentlichkeit kaum erwähnt und spiegelt sich in der Regel auch nicht in den gängigen Statistiken zum Wasserverbrauch wieder. Um jedoch den eigenen wirklichenn Wasserverbrauch realitätsnäh einschätzen zu können, müssten zu den persönlichen Haushalts-Verbrauchszahlen diejenigen Wasserverbrauchszahlen hinzuaddiert werden, die durch den eigenen Konsum von Gütern entstehen.

Beispielsweise werden für eine Tasse Kaffee rund 140 Liter Wasser verbraucht, sofern neben der Pflege des Kaffeebaums auch die Ernte sowie der Transport in den heimischen Supermarkt berücksichtigt werden. Ein Kilogramm Avocado, das sind je nach Größe zwei bis drei Früchte, benötigt in der Herstellung circa 1.000 Liter Wasser.

Noch dramatischer sieht die Situation für T-Shirts aus. Hier bewegen sich die Berechnungen für den Anbau der Baumwolle, der Weiterverarbeitung und Färbung eines einzigen T-Shirts zwischen 2.000 und 2.700 Liter Wasserverbrauch. Eine Jeans hinterlässt einen Wasserfußabdruck von 8.000 Litern und ein Kilogramm Rindfleisch ohne Knochen kommt auf mehr als 15.000 Liter. Durch die Beispielzahlen wird schnell klar, dass jeder Konsument wesentlich mehr Wasser verbraucht, als die reinen Haushaltsdaten wiedergeben. Rechnet man die Verbrauchsmengen zusammen, ergibt sich für jeden Deutschen im Durchschnitt 4.230 Liter pro Tag (Quelle: VDG).

Das Problem: Ob Anbau von Avocado in Mexiko oder Baumwolle in Usbekistan, viele der Regionen, aus denen die Rohstoffe kommen, liegen in Trockenheitsgebieten, die sich durch einen geringen Niederschlag auszeichnen. Häufig wird daher beim Anbau auf wertvolles Grundwasser zurückgegriffen, um Felder zu bewässern oder die Rohstoffe weiter zu verarbeiten. In der Folge haben viele dieser Anbauregionen mit schwindenden Grundwasserspiegeln zu kämpfen und die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung wird immer schwieriger. Durch das Gerben von Leder oder das Färben von Textilien werden zudem Flüsse und Seen stark belastet. Oftmals ist durch die Schadstoffbelastung das Wasser für die Landwirtschaft nicht mehr geeignet. Das bedeutet, dass die Auswirkungen des virtuellen Wasserverbrauchs in den Regionen, in denen viele Güter des Alltags hergestellt werden, häufig gravierend sind. Vielfach sind die Standards für den Schadstoffeintrag in Gewässer niedriger als zum Beispiel in Europa. Teilweise fehlen Kläranlagen und Abwassersysteme ganz oder aber die Reinhaltung der Gewässer wird nur unzureichend überwacht.

Text: Oliver Jorzik | ESKP (aktualisiert März 2019)

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