Einmal im Jahr laden die Wissenschaftler des Instituts für Küstenforschung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) unter dem Motto "Forschung vor Anker" auf das institutseigene Forschungsschiff "Ludwig Prandtl" zum "Open Ship"ein, ein Tag der offenen Tür oder besser offenen Kajüte. Benannt ist das Schiff nach einem deutschen Physiker, der viel zum grundlegenden Verständnis der Strömungsmechanik beigetragen hat.

Die Tour "Forschung vor Anker" findet seit 2009 regelmäßig in den Sommermonaten entlang der Küste von Nord- oder Ostsee statt. Einmal im Jahr präsentieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des HZG ihre Arbeit in den Häfen, in denen das Forschungsschiff vor Anker geht. Besucherinnen und Besucher können den Forschenden über die Schulter schauen, selbst Messungen durchführen oder erfahren, wie Informationen und Daten gesammelt und genutzt werden. So erhalten Sie jedes Jahr neue Einblicke in die Küstenforschung. Vorgestellte Schwerpunkte waren in der jüngeren Vergangenheit zum Beispiel das COSYNA-Messnetz ("Coastal Observing System for Northern and Arctic Seas") sowie die Auswirkungen von Schiffsemissionen und des Klimawandels im Nordseeraum.

Schifffahrt als großer Schadstoffemittent in der Nordsee

Die großen Dieselmotoren der Fracht- und Kreuzfahrtschiffe werden überwiegend mit Schweröl betrieben. Bei der Verbrennung werden verschiedene gesundheits- oder klimaschädliche Stoffe freigesetzt. Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx), Kohlenstoffdioxid (CO2), Rußpartikel und Feinstaub (PM10) gelangen durch den Schiffsverkehr weltweit in die Atmosphäre.

Berechnungen der Wissenschaftler des HZG haben ergeben, dass etwa 20 bis 30 Prozent der in der Nordseeluft nachzuweisenden Schwefel- und Stickoxidkonzentrationen auf die Schifffahrt zurückzuführen sind.

Stickoxide und Schwefeldioxid tragen entscheidend zur Partikelbildung in der Atmosphäre bei. Zusammen mit dem Ruß sind diese Feinstpartikel nicht nur gesundheitsgefährdend, sondern beeinflussen direkt (Strahlungshaushalt, Reflexion von Sonnenlicht) und indirekt (Wolkenbildung) das Wetter und Klima.

Zwar wurde seit 1. Januar 2015 auf Nord- und Ostsee der erlaubte Schwefelgehalt im Treibstoff stark reduziert, jedoch stoßen die Schiffe nach wie vor hohe Mengen an Stickoxiden aus. In beiden Gewässern wurde bereits eine Sonderzone mit speziellen Umweltauflagen hinsichtlich der Emissionen eingerichtet. Allerdings gelten diese Emissionsgrenzwerte bislang nur für Schwefeldioxid, nicht aber für Stickoxide. Da im Vergleich zu anderen Transportmitteln des Straßen- und Luftverkehrs insbesondere der Ausstoß von SO2 beim Schiffsverkehr extrem hoch ist, unterstützt die eingerichtete Umweltzone zumindest die Reduzierung dieser Emissionen.

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