Rund ein Viertel der Schwefeldioxid- und Stickstoffdioxidkonzentrationen an der Nordseeküste sind laut einer Studie von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums Geesthacht (HZG) auf Schiffsabgase zurückzuführen. Doch nicht nur die Nordsee und andere Meeres- und Küstenregionen sind betroffen. Schiffsabgase breiten sich durch Winde aus und reagieren mit Gasen aus Landwirtschaft, Industrie und Verkehr. Die dadurch entstehenden Partikel können noch viele hundert Kilometer landeinwärts nachgewiesen werden.

Die Partikelemissionen von Schiffsmotoren können die menschlichen Lungen belasten. Forscher des Helmholtz Zentrums München (HZM), der Technischen Universität München (TUM) und der Universität Rostock haben die Wirkung dieser Partikel auf die Zellen in der Lunge jetzt erstmals untersucht.

In Versuchen wurden sowohl bei der Verwendung von Schweröl als auch von Diesel Stressantworten der Zellen beobachtet. Diesel-Abgase beeinträchtigen wichtige zelluläre Stoffwechselwege, wie den Energiestoffwechsel, den Aufbau von Proteinen sowie zelluläre Transportprozesse. Schweröl-Abgase rufen dagegen vor allem Entzündungsreaktionen hervor.

Den Ergebnissen entsprechend raten die Wissenschaftler die Emissionen von Feinstaub aus Schiffsabgasen durch den Einbau von Abgasfiltern zu reduzieren. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund von Berechnungen ratsam, die einen Anstieg des Anteils der Schifffahrt an den Stickoxidkonzentration im deutschen Nordseeraum bis 2030 um etwa 25 Prozent vorhersagen, wenn die gesetzlichen Schiffsabgas-Richtlinien für die Emission von Stickoxiden nicht weiter verschärft werden. Die Reduzierung des erlaubten Schwefelgehalts im Treibstoff in Nord- und Ostsee seit dem 1.1.2015 hat zu einer deutlichen Verringerung der Schwefeldioxidkonzentration an der Küste geführt. Eine Verschlechterung der Luftqualität in den Küstengebieten durch vermehrte Stickoxidemissionen und nachfolgende Partikelbildung ist den Forschern zufolge dennoch zu erwarten. Die bisher ergriffene Maßnahme zur Verminderung von Abgasen, Schweröl durch Dieselkraftstoff zu ersetzen, ist nach Ansicht der Wissenschaftler vom HZM nicht ausreichend, um akute Gesundheitseffekte zu verringern.

Text: Karl Dzuba, Wissensplattform Erde und Umwelt; fachliche Durchsicht: Dr. Volker Matthias und Dr. Christiane Eschenbach (Helmholtz-Zentrum Geesthacht, Zentrum für Material und Küstenforschung)

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