Seit über 20 Jahren werden mit Hilfe von Messgeräten in Linienflugzeugen die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre sowie ihr Gehalt an Aerosol- und Wolkenpartikeln analysiert. Die dabei gewonnenen Daten dienen dem besseren Verständnis des Klimawandels und dessen möglichen Auswirkungen sowie einer verbesserten Wettervorhersage. Nun wurde ein weiterer Airbus 330-300 der Lufthansa im Rahmen der europäischen Forschungsstruktur IAGOS (In-service Aircraft for a Global Observing System) mit einem 120 Kilogramm schweren Paket von Messgeräten ausgestattet. Insgesamt sammeln täglich sechs Linienflugzeuge Daten von klimarelevanten Spurengasen und Wolkenteilchen. Nach der Landung werden diese mit Hilfe eines Modems  an die Datenbank des Centre National de la Recherche Scientifique in Toulouse übermittelt und ausgewertet. Die Nutzung von Verkehrsflugzeugen erlaubt das Sammeln von Daten mit hoher Relevanz in einem Umfang, der mit Forschungsflugzeugen nicht möglich wäre.

IAGOS wird vom Institut für Energie- und Klimaforschung des Forschungszentrums Jülich unter der Leitung von Professor Andreas Wahner und Dr. Andreas Petzold koordiniert. Die gewonnenen Daten können von Forschungseinrichtungen in aller Welt für Atmosphären- und Klimastudien genutzt werden. IAGOS ging 2011 mit einem Airbus 340 an den Start. Bis 2020 soll die Flotte 20 Flugzeuge umfassen.

Rund 41.000 Flüge wurden seit 1994 in dem Programm MOZAIC (Measurement of OZone by Airbus In-service airCraft) und dessen Nachfolger IAGOS durchgeführt. IAGOS setzt auf neu entwickelte Hightech-Instrumente für regelmäßige in-situ-Messungen, deren Daten in nahezu Echtzeit verfügbar sind. Aus dieser intensiven Datennutzung sind bisher über 220 wissenschaftliche Veröffentlichungen entstanden.

Lufthansa, Air France und Co. - 500 Flüge pro Flugzeug im Jahr

Im Mai dieses Jahres wurde das 20-jährige Bestehen von MOZAIC/IAGOS mit einem Festakt bei Airbus in Toulouse mit über 70 Wissenschaftlern aus rund 20 Ländern gefeiert. Mittlerweile befindet sich das IAGOS-Projekt in der Hauptphase, in der bis Anfang 2018 zehn weitere Flugzeuge mit Messinstrumenten ausgestattet werden.

"Schon in der Pilotphase hat IAGOS wertvolle Daten zum Verständnis der Atmosphäre geliefert. Mit der Ausweitung der Zahl der teilnehmenden Flugzeuge wird diese Datenbasis weiter verbreitert. Das ist unerlässlich, um in Zeiten des Klimawandels genauere Klimavorhersagen zu treffen und die Auswirkungen der Luftverschmutzung feststellen zu können", sagt Forschungsstaatsekretär Thomas Rachel. Die Bundesregierung beteiligt sich mit einer Förderung von 5,4 Millionen Euro am aktuellen Projekt.

Insgesamt sind fünf Fluggesellschaften – Lufthansa, Air France, Iberia/British Airways, China Airlines und Cathay Pacific – in das Projekt eingebunden. Durch rund 500 Flüge pro Flugzeug weltweit wird eine globale Abdeckung bei der Erfassung der Messdaten gewährleistet. Eine solch umfassende flächenmäßige Abdeckung wäre mit Forschungsflugzeugen oder anderen Messtechniken wie Satelliten nicht möglich.

IAGOS orientiert sich damit an den Vorgaben und Anforderungen des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) und anderer internationaler Gremien und Organisationen, um dem Klimawandel effektiv entgegensteuern zu können.

Text: Karl Dzuba, Wissensplattform Erde und Umwelt

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