In der Nacht vom 10. auf den 11. Juni 2014 wurden erneut zahlreiche Städte und Gemeinden von schweren Unwettern und damit verbundenen Starkwindböen, Starkniederschlägen und Hagel heimgesucht. Nach der Unwetterfront, die am Vortag über Nordrhein-Westfalen schwere Schäden verursachte, bildeten sich verbreitet über Deutschland, insbesondere auf einer Achse zwischen Koblenz und Kassel, über Süddeutschland und im äußersten Westen weitere schwere Gewitter.

Neben umgestürzten Bäumen verursachte auch Hagel mit einem Durchmesser von bis zu 7 cm (European Severe Weather Database, ESWD) enorme Schäden. Seit einigen Jahren wird in vielen Regionen versucht, Hagelschlag durch das Ausbringen von speziellen Aerosolen (feinste feste oder flüssige Bestandteile in der Atmosphäre), die für die Eisbildung notwendig sind, zu verringern. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern beispielsweise werden Flugzeuge eingesetzt, um unterhalb der Wolkendecke Silberjodid zu versprühen. Dadurch sollen in der Atmosphäre kleinste Eiskristalle zur gezielten Regen- oder Hagelbildung erzeugt werden, die deutlich schwächer ausfallen als ohne die Zugabe der chemischen Verbindung aus Silber und Jod.

Allerdings gibt es bis heute keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass dieses Verfahren den gewünschten Effekt liefert. Der Theorie nach und im Labor lasse sich der Effekt auf die Hagelbildung zwar nachweisen, in der Natur allerdings nur sehr schwer, erklärt Michael Kunz vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Insbesondere bei großen Gewitterzellen kann der gewünschte Effekt nicht mehr erzielt werden, so der Wissenschaftler, da schwere Gewitterstürme eine Größe von vielen Kubikkilometern haben können. Diese gleichmäßig mit Silberjodid zu „impfen“, sei entsprechend schwer bis unmöglich.

Allein für Hagelzüge, die im Juli und August 2013 schwere Zerstörungen in verschiedenen Regionen Deutschlands hinterlassen haben, wurde nach Angaben des Gesamtverbandes Deutscher Versicherer eine Versicherungssumme von insgesamt 2,7 Milliarden Euro ausgezahlt – damit zählen diese Ereignisse zu den teuersten Naturkatastrophen überhaupt für die deutsche Versicherungswirtschaft.

Text: Dr. Ute Münch, ESKP

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