Für die letzten 2.500 Jahre sind für das Mittelmeer einige verheerende Tsunamiereignisse dokumentiert. Sowohl Erdbeben als auch Vulkanausbrüche haben in der Vergangenheit in dieser Region Tsunami ausgelöst. Die tektonische Situation im Mittelmeer ist kompliziert und kleinteilig. Neben der Afrikanischen Platte, die sich unter die Eurasische Platte schiebt, existieren  Mikroplatten wie die Ägäische und die Anatolische Mikroplatte.

Entlang des Hellenischen Bogens taucht die Afrikanische Platte unter die Ägäische Platte ab. Entlang dieser Subduktionszone kommt es immer wieder zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. 1650 v. Chr. löste der Ausbruch des Vulkans Thera auf der griechischen Insel Santorini einen Tsunami aus - ebenso das Erdbeben in der Ägäis 1956.

Nicht nur im östlichen Mittelmeer sind Tsunami in der Vergangenheit nachgewiesen. Auch aus dem westlichen Teil des Meeres sind Tsunamiereignisse belegt. Zuletzt bebte im Jahr 2003 die Erde vor der Algerischen Küste so stark, dass bis zu zwei Meter hohe Wellen im Hafen von Palma de Mallorca enormen Sachschaden anrichteten. Durch die Wellen wurden etliche Yachten zum Teil stark beschädigt.

Tsunamigefährdete Zonen im Mittelmeerraum

Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam haben anhand von historischen Daten das Mittelmeer in 21 Zonen eingeteilt, für die sie Erdbeben stärker als Magnitude 5 sowie Tsunamiereignisse eingetragen haben. Aus den historischen Daten wird schnell ersichtlich, dass beispielsweise der West- aber auch der Ost-Hellenische Bogen (s. Karte Zone 14 bzw. 19) Regionen sind, in denen in der Vergangenheit die Erde häufig und auch stark gebebt hat.

Darüber hinaus kann je nach Region, in der ein Tsunami ausgelöst wurde bzw. werden könnte, die Vorwarnzeit für die Anrainerstaaten des Mittelmeers enorm kurz sein. Auch hierzu haben Wissenschaftler des GFZ Berechnungen angestellt und Wellenlaufzeiten kalkuliert.
Die Geschwindigkeit der Welle ist von der Wassertiefe abhängig. Je tiefer das Wasser, desto schneller, aber auch flacher ist die Welle. Mit Hilfe der Topographie des Meeresbodens läßt sich die Wellengeschwindigkeit und damit die Ankunftszeit der Tsunamiwelle für einen Küstenabschnitt bestimmen.

Bei einem Erdbeben im östlichen Hellenischen Bogen blieben zwischen 10 und 80 Minuten für eine Warnung für Heraklion (Kreta, Griechenland), für Athen (Griechenland) zwischen 60 und 160 Minuten, für Alexandria (Ägypten) liegt die Vorwarnzeit zwischen 65 und 130 Minuten, allerdings wäre das Gefährdungspotenzial hier deutlich höher.

Der Aufbau eines Tsunami-Frühwarnsystems im Mittelmeer ist wissenschaftlich-technisch, aber auch politisch-bürokratisch anspruchsvoll. Die meisten dieser Frühwarnsysteme lösen Alarm bei einem starken untermeerischen Beben aus. Hangrutschungen, durch schwächere Erdbeben oder Vulkanausbrüche ausgelöst, werden von den Frühwarnsystemen häufig nicht mehr ausgewertet. Wissenschaftler des GFZ arbeiten daher an Methoden zur schnellen Erkennung von Meeresspiegeländerungen mit Hilfe von Satellitenmessungen.

In dem Beitrag zur Tsunamigefährdung im Mittelmeer erklärt Dr. Jörn Lauterjung vom GFZ, welche Maßnahmen zur Tsunamiwarnung im Mittelmeerraum derzeitig getroffen werden.

Am 16. April 2015 ereignete sich östlich von Kreta ein Erdbeben der Stärke 6,1. Das Beben verursachte keine schwereren Schäden und löste auch keinen Tsunami aus, dennoch haben Wissenschaftler vom GFZ einen Erdbebenbericht erstellt.

Literaturhinweise:
Sørensen, M.B., Spada, M., Babeyko, A., Wiemer, S. and Grünthal, G. (2012): Probabilistic tsunami hazard in the Mediterranean Sea. Journal of Geophysical Research, Vol. 117, B01305, doi:10.1029/2010JB008169 http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2010JB008169/pdf
Tinti, S., A. Maramai, and L. Grazziani (2001), A new version of theEuropean tsunami catalogue: Updating and revision,Nat. Hazards EarthSyst. Sci.,1, 255–262, doi:10.5194/nhess-1-255-2001

Text: Dr. Ute Münch, Wissensplattform "Erde und Umwelt"

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