Die Erdbebensequenz bei Kumamoto auf Kyushu im Süden Japans begann am 14. April 2016 (12:26 UTC) mit einem Erdbeben der Stärke MW 6,1 und gipfelte bisher am 15. April (16:25 UTC) in einem MW 7,0 Erdbeben. Die Auswertungen des GeoForschungsZentrums Potsdam (GEOFON) haben innerhalb der ersten 30 Stunden mehr als 14 Beben stärker als MW > 5 in geringer Tiefe, d.h. in weniger als 10 km Tiefe, lokalisiert. Die Herdmechanismen deuten auf eine horizontale Relativbewegung der Krustenschollen im Inland von Kyushu hin.

Seismotektonik

Die japanischen Inseln grenzen an mehrere tektonische Platten, und tektonische Strukturen kreuzen Teile von Japan und prägen weite Teile des Landes. Im Nordwesten subduziert die Pazifische Platte unter der Okhotsk-Platte. Im östlichen Südjapan subduziert die Philippinische Platte unter die Eurasische Platte mit den Inseln Shikoku und Kyushu. In der Fortsetzung des sogenannten Ryuku Seegrabens südlich von Kyushu bildet sich an Land eine langgezogene tektonische Verwerfung mit Blattverschiebung aus, die Median Tectonic Line (MTL), begleitet von einer größeren Scherzone nördlich davon. Die Bewegungsraten der MTL sind auf Kyushu relativ klein, wachsen in nördlicher Richtung jedoch stetig an. Lage und Relativbewegungen der Beben, die sich im April 2016 ereigneten, stimmen mit der MTL überein. Im Umkreis von 100 km vom Epizentrum des Bebens vom 14. April 2016 wurden in den letzten 100 Jahren nur etwa 13 flache Erdbeben mit M>5 dokumentiert. Darunter zählen Beben der Stärke M 5,8 (Januar 1975), M 6,1 (April 1975) und M 6,6 (März 2005) etwa 40 km, 65 km und 110 km nördlich des Epizentrums vom April 2016. Die meisten Beben in Japan treten entlang der Subduktion der Pazifischen und Philippinischen Platte auf. Historische krustale Erdbeben entlang der MTL auf Kyushu sind dagegen vergleichsweise schwach und selten.

Seismische Gefährdung

Die seismische Gefährdung ist auf Japan insgesamt sehr hoch. Dabei sind die Regionen nahe der Subduktionszonen besonders exponiert. Neben der direkten Gefährdung durch die Bodenerschütterungen muss auch mit einer Gefährdung durch Tsunami gerechnet werden. Im Epizentralgebiet liegen die zu erwartenden Bodenbeschleunigungen infolge von Erdbeben über einen Zeitraum von 50 Jahren mit 10%-iger Wahrscheinlichkeit über 4m/s². Krustale Erdbeben wie vom 14. und 15. April 2016, die in geringer Tiefe auftreten, können selbst bei moderater Stärke bereits erhebliche Schäden verursachen. Das MW 6,1 Erdbeben vom 14. April 2016 hatte zu mindestens 9 Todesopfern und über 800 Verletzten geführt. Über das MW 7 Beben vom 15. April liegen bisher (18:00 UTC) noch keine Daten vor. Im Umfeld (100 km) der Bebensequenz leben etwa 5,7 Millionen Menschen. Die Großstadt Kumamoto liegt nur wenige Kilometer von den instrumentell bestimmten Epizentren der Beben entfernt.

Poster und Text: Deutsches GeoForschungsZentrum, Sektionen 21., 2.4, 2.6

Referenzen

  Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 16. April). Erdbeben bei Kumamoto auf Kyushu, Japan [Erdbebenposter, Poster ID: gfz2016hlci, www.gfz-potsdam.de]. Aufgerufen am 27.04.2021.

Veröffentlicht: 15.04.2016, 3. Jahrgang

Zitierhinweis: Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 15. April). Erdbeben der Stärke 7,0 in Japan. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 3. https://www.eskp.de/naturgefahren/erdbeben-japan-april2016-935809/

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