Jeder dritte Mensch lebt von Ozeanen und Meeren. Dabei ist ein Großteil von ihnen noch immer unerforscht. Ozeane und Meere beeinflussen das Wetter und Klima, stabilisieren die globale Temperatur, geben Millionen Menschen Nahrung und liefern Ressourcen wie Rohöl. Durch den raschen Anstieg von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in der Atmosphäre, Meeresverschmutzung und Überfischung werden sie jedoch seit Jahrzehnten stark beeinflusst.

Das neue Wissenschaftsjahr des Bundesministeriums für Bildung und Forschung von Mitte 2016 bis Ende 2017 widmet sich den Ozeanen und Meeren unter dem Motto "Entdecken, Nutzen und Schützen". Die Themen reichen vom Lebensraum Meer über Nahrungsquellen und Wirtschaftsräume, die Bedeutung der Ozeane für Wetter und Klima bis hin zur gesellschaftlichen Bedeutung der Meere und Küstenregionen als Kulturräume, Sehnsuchtsorte und Reiseziele.

Eines unserer heimischen Meere, die Nordsee, hat sich laut „Convention on Biodiversity“ in den vergangenen 20 Jahren so stark verändert wie kein anderes Meer. Die Nordsee umfasst eine Fläche von fast 600.000 km2 und existiert in ihrer heutigen Form seit etwa 8.000 bis 9.000 Jahren. Nicht immer war die Nordsee ein Schelfmeer am Rande des Atlantischen Ozeans. Überschwemmungsgebiet, Brackwassersee (Wasser mit geringem Salzgehalt) und selbst Land existierte an heutiger Stelle des Meeres. Im Vergleich zur Ostsee ist der Salzgehalt der Nordsee durch die Verbindung zum Atlantik relativ hoch. Lediglich zwischen Dänemark und Schweden befindet sich eine schmale Meerenge, die salzhaltiges Meerwasser von der Nord- in die Ostsee einströmen lässt.

Seit über hundert Jahren wird an der Helgoland Reede in der Deutschen Nordsee die Wassertemperatur gemessen. Jeden Tag werden dort auch Wasserproben genommen, aus denen alle Kleinstlebewesen bestimmt und gezählt werden. Diese Daten sind von unschätzbarem Wert für die Planung unserer Zukunft, da die Menschheit sehr von den Küstenmeeren abhängig ist. Die Analyse der Temperaturmessungen macht deutlich, dass die Erwärmung in den vergangenen 50 Jahren besonders ausgeprägt ist.

Die intensive Nutzung der Nordsee durch Transport, Sandentnahme und –verklappung, Verlegung von Kabeln und Rohren, Fischerei und der flächenintensiven Nutzung durch Offshore Windparks führte in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Anstieg der Umweltbelastung durch den Menschen.

Der durch den Klimawandel steigende Meeresspiegel in der Nordsee lässt dem Küstenschutz künftig eine besondere Bedeutung zukommen. Bis Ende des 21. Jahrhunderts können hohe Sturmfluten in der Nordsee durch den Meeresspiegelanstieg und durch ein möglicherweise verändertes Windklima bis zu über einem Meter höher auflaufen, als beispielsweise die Sturmflut im Februar 1962 an der Nordseeküste und in Hamburg mit schweren Schäden und über 300 Toten.

Auch das einzigartige Wattenmeer mit rund 10.000 km2 natürlichem Lebensraum reagiert besonders sensibel auf Umwelteinflüsse. Der Klimawandel und der Anstieg des Meeresspiegels beeinflussen nachhaltig Struktur, Funktionen und charakteristische Artenvielfalt des Ökosystems Wattenmeer sowie die Sicherheit der Bewohner dieser Region.

Im Wissenschaftsjahr Ozeane und Meere sind zahlreiche Veranstaltungen des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), des GEOMAR, Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG) geplant. Küstenforscher vom HZG untersuchen beispielsweise nahezu unbekannte Wirbel in den Ozeanen, die das Klima beeinflussen. In dem einzigartigen Projekt Uhrwerk Ozean stellen sie ihre Forschung vor.

Text: Karl Dzuba, Wissensplattform Erde und Umwelt; fachliche Durchsicht: Dr. Holger Brix, Helmholtz-Zentrum Geesthacht.

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