Geologische Naturgefahren wie Erdbeben und Vulkanausbrüche werden durch Aktivitäten ausgelöst, die im Erdinnern ablaufen. Als gravitative Naturgefahren werden Hangrutschungen, Steinschlag, Murgänge oder auch Lawinen bezeichnet, da hier der Schwerkraft folgend Gesteins-, Schlamm oder auch Schneemassen hangabwärts rutschen. Sie können sowohl durch Erdbeben oder aber auch durch extreme Witterungsverhältnisse verursacht werden. Meteorologische Naturgefahren sind witterungsbedingten Gefährdungungen wie Hitze, Dürre, Waldbrand, Sturm, Hochwasser, Flut oder Starkregen.

Für das Risiko- und Katastrophenmanagement sind insbesondere Kettenreaktionen, Dominoeffekte und Kaskadeneffekte eine große Herausforderungen, da Zusammenhänge bzw. Ursachen nicht immer (frühzeitig) erkennbar sind und wenn sehr vielschichtige Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden müssen. Ein Beispiel für solche Ereignisketten war das Erdbeben am 11. März 2011 vor der japanischen Küste. Durch den hierdurch ausgelösten Tsunami wurde das Atomkraftwerk in Fukushima stark beschädigt. Es kam zu einem Nuklearunfall.

Nicht alle Naturgefahren lassen sich frühzeitig erkennen oder gar voraussagen. Dennoch gibt es zum Beispiel bauliche Maßnahmen, um sich vor einigen dieser Naturgefahren zu schützen. Es können daraus aber auch konkrete Handlungsoptionen abgeleitet werden, um sich schnell in Sicherheit zu bringen, Evakuierungsmaßnahmen einzuleiten oder auch, um vorausschauend planerisch zu agieren. So kann das Siedeln in Hochwassergebieten vermieden werden, Deiche errichtet, Fangnetze an Hängen installiert oder Pegelstände regelmäßig überprüft werden. Auch gibt es mittlerweile Sensortechnologien, die eine frühzeitige Information über eine drohende Gefahr melden oder einen Alarm bei einer Messwertüberschreitung auslösen, so dass umgehend geeignete Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können. Neigungsmesser für abrutschgefährdete Hänge oder auch komplexere Frühwarntechnologien wie sie zur Früherkennung von Tsunamis eingesetzt werden, seien hier genannt. Für eine systematische Erfassung von Risiken und den Aufbau eines damit verbundenen Risikomanagements gibt es ein klassischen dreistufiges Verfahren, das dazu dient eine entsprechende Vorsorge aufzubauen, die die Krisensituation zu bewältigen sowie Nachsorge zu betreiben. Diese dreistufige Verfahren besteht aus der:

1. Risikoanalyse: In dieser Phase werden mögliche Gefahren ermittelt und mit möglichen Schäden verbunden, die aus den Gefahren resultieren können. Die Frage „Was kann oder könnte passieren?“ steht hier im Vordergrund. Oftmals wird hier mit unterschiedlichen Szenarien (Worst-Case/Best-Case) gearbeitet, die sich entlang des Schweregrads eines Ereignisses orientieren.

2. Risikobewertung: Hier steht die Frage „Was darf passieren?“ im Zentrum. Hier wird die Risikolage und die Einschätzung möglicher Gefahren aus Sicht der gesellschaft vorgenommen. Was erwartet zum Beispiel die Gesellschaft an präventiven Maßnahmen, wo muss man im Schadensfall zuerst ansetzen. Die Beantwortung dieser Fragen bildet die Basis für die dritte Phase.

3. Maßnahmenplanung: „Wo kann man konkret ansetzen, was muss getan werden?“ Diese Fragen leiten auf die konkrete Handlungsebene über. Entlang der zur Verfügung stehenden finanziellen, technischen und personellen Ressourcen (zum Beispiel vorhandenes Know-how) wird nun entschieden, welche Maßnahmen geeignet und umsetzbar sind, um bestehende Risiken für die Bevölkerung zu minimieren.

Wirtschaftlich leistungsstarke Industrienationen haben meist bessere Möglichkeiten, frühzeitig aufwändige Anpassungsstrategien und Vorsorgemaßnahmen für drohende Naturkatastrophen zu entwickeln. Zum Beispiel können sie frühzeitig Deiche erhöhen und verstärken, wenn mittel- oder langfristig ein Anstieg des Meeresspiegels droht. Diese Möglichkeiten, die mit hohen Investitionen verbunden sind, stehen ärmeren Gesellschaften häufig nicht zur Verfügung. Dort steht oft die Verbesserung des Lebensstandards im Vordergrund. Aber auch hier können Maßnahmen getroffen werden, die im Katastrophenfall die Überlebenschancen deutlich erhöhen. Hier geht es dann eher um die Entwicklung von Bewältigungstrategien. Auch hier können technisch-bauliche Schutzmaßnahmen dazu zählen, aber auch weiterführende Maßnahmen wie Risikoaufklärung, Schaffung eines Risikobewusstseins, die Erstellung von Risiko- und Gefährdungskarten, aber auch die Kennzeichnung von Fluchtwegen. All dies sind wichtige Vorkehrungsmaßnahmen, um das Risiko von Naturgefahren zu minimieren.

Text: Dr. Ute Münch, Wissensplattform Erde und Umwelt, aktualisiert von Oliver Jorzik (März 2020)

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