1. Wann wird von einem Sturm gesprochen?

Von einem Sturm wird ab einer Windgeschwindigkeit von 75 km/h gesprochen. Dieser Wert entspricht der Stufe 9 auf der sogenannten Beaufort-Windskala. Die Skala ist nach Sir Francis Beaufort benannt und dient zur Klassifikation von Wind und Geschwindigkeit. Sie reicht von Stärke 0 (Windstille) bis Stärke 12 (Orkan mit einer Geschwindigkeit von 118km/h).

2. Welche Arten von Stürme werden unterschieden?

Mit abnehmender räumlicher Skala wird zwischen außertropischen Sturmtiefs (Winterstürme), tropischen Wirbelstürmen (Hurrikane, Taifune, Zyklonen), Gewitterstürmen bzw. konvektiven Starkwinden und Tornados unterschieden.

3. Wer haftet für Sturmschäden in Deutschland?

Laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen haften bei Sturmschäden zum Beispiel Gebäude-, Hausrat- und Kaskoversicherungen. Allerdings ist nicht jeder starke Wind bereits ein Sturm. Zur Bewertung eines Sturms wird auf die Beaufort-Windskala zurückgegriffen. In den meisten Versicherungspolicen beginnt ein versichungspflichtiger Sturm erst ab Windstärke 8. Das entspricht einer Windgeschwindigkeit von 62 Stundenkilometern (Quelle: https://www.vz-nrw.de/unwetter-1).

4. Was sind Tornados?

Ein Tornado bezeichnet eine stark rotierende Luftsäule mit senkrechter Drehachse, die Bodenkontakt haben muss. Tornados sind in Verbindung mit Gewittern auftretende, kurzzeitige und kleinräumige Wirbelstürme von extremer Stärke. Ihr Durchmesser reicht von wenigen 10 Metern bis maximal 1 Kilometer. Sie wachsen meist als schlauchartiger, rotierender "Rüssel" aus einer Gewitterwolke (meist einer Superzelle) nach unten heraus. Sie haben selten eine Lebensdauer von mehr als ein paar Minuten und verlagern sich wie die Gewitterwolke mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 50–60 km/h. Allerdings können auch erheblich größere oder langsamere Verlagerungsgeschwindigkeiten auftreten.

5. Wie viele Tornados treten in Deutschland jährlich auf?

Durchschnittlich treten in Deutschland pro Jahr 20-60 Tornados auf. Europaweit sind es nach Angaben der European Severe Weather Database (ESWD) etwa 300 bis 500 Ereignisse pro Jahr. Die Variabilität der Häufigkeit ihres Auftretens ist von Jahr zu Jahr großen Schwankungen unterworfen. In manchen Jahren treten kaum oder nur sehr wenige Tornados auf. In anderen Jahren sind die atmosphärischen Voraussetzungen häufiger gegeben, die zur Entstehung von Tornados führen.

6. Häufen sich Tornados in Deutschland und welche Rolle spielt der Klimawandel?

Aussagen über eine Zunahme der Tornadohäufigkeit in den vergangenen Jahrzehnten lassen sich nur schwer überprüfen. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen gibt es kaum direkte Beobachtungen von Tornados, zumal sie auch nachts auftreten können. Darüber hinaus beruhen Tornado-Informationen aus früherer Zeit oftmals auf Augenzeugenberichten und teilweise finden sich Schilderungen über aufgetretene Tornados in mehreren hundert Jahre alten Chroniken. Diese dokumentierten Schilderungen sind häufig nicht besonders präzise.

Die Zerstörungen eines Tornados lassen sich nicht immer eindeutig einem Tornado zuordnen. Sie können auch ein Gewitter oder "normale" Böen in Orkanstärke als Ursache haben. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten: Sollten Wetterlagen häufiger werden, die günstige Entstehungsbedingungen, zum Beispiel für Superzellen, schaffen, bedeutet das auch für Tornados zunehmend günstige Bedingungen.

7. Wie schütze ich mich vor einem Tornado?

Schutz vor Tornados bieten in erster Linie gut gesicherte Kellerräume mit einer festen Decke, da ein Tornado dieser Stärke nicht nur Holzhäuser, sondern auch Steinbauten bis auf die Grundmauern zerstören kann. Gefährlich sind vor allem die geschossartig herum fliegenden Gegenstände, die der Tornado kilometerweit mit sich führt. Selbst Asphaltdecken halten einem starken Tornado nicht immer Stand. In freier Natur gilt die Regel, dem Tornado auszuweichen, da bereits ein Abstand von einem Kilometer relative Sicherheit bietet. Ist es hierfür zu spät, hilft es, sich flach auf den Boden zu legen, um nicht von Trümmerteilen getroffen zu werden. Siehe dazu auch ESKP-Beitrag "Das richtige Verhalten bei Tornados".

8. Was ist die Enhanced Fujitu Skala (EF)?

Seit dem Jahr 2007 wird in den USA die sogenannte Enhanced Fujita-Skala (EF) angewendet. Diese Skala teilt Tornados anhand ihres Schadensbildes ein, das sie hinterlassen. Die EF-Skala hat sechs Stufen (von EF0 bis EF5). Sie beginnt aber bei höheren Geschwindigkeiten (EF0: 105-137 km/h) und endet bei geringeren (EF5: > 323 km/h).
Klasse     Geschwindigkeit (km/h)     Wahrscheinlichkeit des Auftretens (Prozent)
EF0                   105–137                                               53,3
EF1                   138–178                                               31,6
EF2                   179–218                                               10,7
EF3                   219–266                                                 3,4
EF4                   267–322                                                 0,7
EF5                   > 323                                                      0,1
 

9. Was sind tropische Wirbelstürme?

Hurrikane, Taifune und Zyklone sind schwere Wirbelstürme mit Windgeschwindigkeiten über 119 km/h. Sie ziehen ihre große Energie aus den warmen tropischen und subtropischen Ozeanen und entstehen vor allem im Spätsommer und Herbst. Je nach Windgeschwindigkeit v durchläuft ein solches Wettersystem verschiedene Stadien bis es den Status eines Hurrikans, Taifuns oder Zyklons erreicht hat:
(a) tropische Störung (Windgeschwindigkeit v < 37 km/h),
(b) tropisches Tief (v < 63 km/h),
(c) tropischer Sturm (v < 119 km/h),
(d) Hurrikan, Taifun oder Zyklon (v >119 km/h).

10. Wo treten Taifune, Hurrikans und Zyklone auf?

Während Hurrikane im Nordatlantik und im Nordostpazifik entstehen, treten Taifune im nordwestlichen Teil des Pazifiks auf. Zyklone werden tropische Wirbelstürme genannt, die im Indischen Ozean sowie im Südpazifik vorkommen. Die Saison der tropischen Wirbelstürme ist stark mit der Meeresoberflächentemperatur verbunden. Am häufigsten treten sie über dem östlichen Pazifik sowie über dem Westpazifik auf, während es praktisch keine derartigen Ereignisse über dem Südatlantik und Südostpazifik gibt.

11. Wie werden Hurrikane kategorisiert?

Die Klassifizierung der Hurrikane und mittlerweile auch der meistens Wirbelstürme in anderen Regionen erfolgt auf der Grundlage der sogenannten Saffir-Simpson-Skala. Diese Skala ist in fünf Kategorien unterteilt, wobei die höchste Stufe 5 Windgeschwindigkeiten von über 251 km/h kennzeichnet.

12. Was sind Blizzards?

Blizzards sind Schneestürme, die vor allem in den USA auftreten. Voraussetzung für die Bezeichnung Blizzard sind nach Definition der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) folgende Faktoren:
- Anhaltende Winde oder Windböen von mindestens 35 mph (ca. 56 km/h);
- heftige Schneefälle oder Schneetreiben, die die Sichtweite auf eine Viertelmeile (400 Meter) reduzieren;
- die oben genannten Bedingungen halten mindestens drei Stunden an.

Blizzards treten vor allem an der Ostküste Nordamerikas (Kanada und USA) auf. Sie entstehen, wenn sich ein Tiefdruckgebiet unter kräftiger Intensivierung mit seinem Zentrum vor die US-amerikanische Atlantikküste verlagert. Dabei gelangt auf seiner Vorderseite (Ostseite) sehr warme und feuchte Luft, die zumeist aus dem Golf von Mexiko stammt, nach Norden, während auf seiner Rückseite (Westseite) in den unteren Atmosphärenschichten kalte Luft aus Kanada südwärts strömt.

13. Welcher Sturm ist für den Niederschlags-Weltrekord verantwortlich?

Für den Welt-Niederschlagsrekord, das heißt die größte Niederschlagsmenge, die jemals innerhalb von 24 Stunden gemessen worden ist, ist ein tropischer Wirbelsturm verantwortlich: Auf der Insel Reunion im Indischen Ozean fiel zwischen dem 15. und 16. März 1952 eine Regenmenge von 1.870 mm. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 betrug nach Angaben des Umweltbundesamtes die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge in Deutschland 858,7 mm. Da die Niederschlagsmenge 69,8 mm über den mittleren Jahressummen 1961-1990 in Deutschland lag, gilt das Jahr 2017 als nasses und zu feuchtes Jahr. Im Vergleich beträgt dieser Durchschnittswert für Deutschland jedoch weniger als die Hälfte der Niederschlagsmenge, die auf Reunion binnen 24 Stunden fiel.

Die Fragen haben u.a. Dr. Susanna Mohr, Dr. Michael Kunz, Dipl. Met. Bernhard Mühr alle Karlsruher Institut für Technologie (KIT) beantwortet.

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