Trifft Sonnenlicht auf helle Flächen wie Eis, Schnee oder weißen Sand wird es in viel höherem Maße wieder zurück in die Atmosphäre gestrahlt, als wenn es beispielsweise auf einen dunklen Nadelwald trifft. Das bedeutet: Eine weiße Eisfläche erwärmt sich bei Sonneneinstrahlung weniger als eine dunkle Fläche, da sie das Sonnenlicht deutlich besser reflektiert. Schon eine dünne Staubschicht auf einer Eisfläche verändert allerdings den Strahlungshaushalt, da dunklere Eisflächen mehr Wärme aufnehmen (absorbieren) und dadurch weniger Sonne zurückstrahlen. Sie tauen also schneller ab als weiße Neuschneeflächen. Dies ist ein wichtiger Teil des Strahlungshaushalts der Erde und unterliegt jahreszeitlichen und auch regionalen Schwankungen. Allerdings bleibt die Albedo im Idealfall in der globalen Betrachtung über die Jahre hinweg gesehen insgesamt gleich.

Wird dieses Gleichgewicht gestört, hat dies auch für das Klima enorme Konsequenzen. Durch das Abtauen der Meereisgebiete in den Sommermonaten vergrößert sich die Meeresoberfläche. Diese dunkle Fläche absorbiert allerdings deutlich mehr Sonnenlicht als die weiße Meereisschicht. Sind die Abtauraten des Eises also ungewöhnlich hoch, nehmen die Ozeane noch mehr Wärme auf, sodass das Meereis nicht nur durch Sonneneinstrahlung, sondern auch durch das warme Meerwasser zum Schmelzen gebracht wird. Insbesondere im nördlichen Polargebiet der Arktis ist dieser Effekt zu erkennen; er wird auch als positive Rückkopplung bezeichnet. Aber nicht nur in den Polarregionen und den angrenzenden Ozeanen ist dieser Effekt zu beobachten. Er betrifft auch Permafrostregionen und Inlandsgletscher in Gebirgen, in denen immer größer werdende eisfreie Bodenflächen dann auch zunehmend mehr Wärme aufnehmen. Um diesen Prozess zu reduzieren, werden beispielsweise Gebirgsgletscher mit hellen Folien während der Sommermonate abgedeckt, um den Rückstrahleffekt der Sonne zu erhalten und damit die Abschmelzraten möglichst gering zu halten.

Text: Dr. Ute Münch, fachliche Durchsicht Dr. Ralf Jaiser Alfred-Wegener Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI).

Linktipp

 Das Climate Service Center (GERICS) hat eine Tabelle mit Albedowerten zusammengestellt.
 Informationen zur Albedo beim Meereisportal des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI).

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