Aktuelles Beben

Das Deutsche GeoForschungsZentrum hat für das Beben am 21. November 2016 (deutsche Zeit 21:59 Uhr) vor der Küste von Nordost-Japan eine Stärke von MW 6,9 ermittelt. Es zeigt einen Abschiebungsmechanismus und seine Tiefe ist mit gut 10 km recht gering. Die nächstgelegene große Stadt ist die Provinzhauptstadt Iwaki mit 357.000 Einwohnern. Die durch das Mega-Erdbeben vom 11. März 2011 (MW=9,0) bekannte Stadt Fukushima liegt 90 km entfernt und ist nach der Stadt Koriyama die drittgrößte Stadt (294.000 Einwohner) im Umkreis von 90 km um das Epizentrum.

Das Beben steht in indirektem Zusammenhang zur Subduktion der Pazifischen Platte unter Nord-Japan. Seine geringe Herdtiefe deutet darauf hin, dass das Hypozentrum nicht auf der Plattengrenze auftrat, die im Bereich des Epizentrums in etwa 50 km Tiefe liegt. Es hat sich eher innerhalb der aufliegenden Ochotskischen Platte ereignet, also einem nach Süden bis nach Nordjapan reichenden Arm der Nordamerikanischen Platte. Die Lage des Bebens im sogenannten Hangenden deutet auf Spannungen in dieser Platte im Rahmen der Deformation durch plattentektonische Kräfte und insbesondere durch das Mega-Beben von 2011 hin, die sich jetzt gelöst haben. Auf Grund der räumlichen und zeitlichen Nähe zum Erdbeben von 2011 kann man das Ereignis als Nachbeben ansehen.

Seismotektonik

Erdbeben im Norden Japans hängen in erster Linie mit der Subduktion der Pazifischen Platte unter Japan zusammen. In der Nordhälfte der Hauptinsel Honshu schiebt sich die Pazifische Platte am Japan-Graben unter die westlicheren Platten. Im Bereich der Nordinsel Hokkaido spricht man vom Kurilen-Graben. Südlich von Tokio ist die Lage komplizierter. Dort schiebt sich die Philippinische Platte unter Japan, am Ost-West-streichenden Sagami-Graben nach Norden unter die Ochotskische Platte. Im japanischen Südost und Südmeer schiebt sie sich nach Nordwesten unter die Eurasische Platte, sichtbar am Suruga-Graben.

Neben den Beben auf der Karte und dem bei Tokio gab es im Nordosten das Sanriku-Beben von 1896 und eher in der Region von Tokio 1677, 1853, 1855 weitere sehr starke historische Beben. Das älteste historisch überlieferte Beben in Japan ist das sogenannte Jogan-Beben von 869, das jedoch nur indirekt aus Hinweisen über einen ausgelösten Tsunami rekonstruiert wurde.

Die Abbildung zur Lage des Epizentrums zeigt nur die größten Beben der letzten 90 Jahre, inklusive dem MW 9,1 Erdbeben von 2011 etwas nördlich des Bebens von 21. November 2016. Zu erwähnen ist hier sicher noch das katastrophale Tokio-Beben (auch Kanto-Beben genannt, nicht eingezeichnet) von 1923 mit einer Stärke von MW 7,8 - 7,9.

Seismische Gefährdung

Die seismische Gefährdung ist auf Japan insgesamt sehr hoch. Dabei sind die Regionen nahe der Subduktionszonen besonders exponiert. Neben der direkten Gefährdung durch die Bodenerschütterungen muss auch mit einer Gefährdung durch Tsunami gerechnet werden. Im Epizentralgebiet liegen die zu erwartenden Bodenbeschleunigungen infolge von Erdbeben über einen Zeitraum von 50 Jahren mit 10%-iger Wahrscheinlichkeit über 3 m/s².

Poster und Text, Deutsches GeoForschungsZentrum, Sektionen 2.1, 2.4, 2.6

Referenzen

  Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 24. November). Erdbeben an der Küste NO-Japans [Erdbebenposter, Poster ID: gfz2016wxkb, www.gfz-potsdam.de]. Aufgerufen am 19.04.2021.

  The 2016-11-21 Mw 6.9 earthquake and aftershocks near East Coast of Honshu, Japan (o.D.). [GEOFON-Infoseite, geofon.gfz-potsdam.de]. Aufgerufen am 19.04.2021.

Veröffentlicht: 21.11.2016, 3. Jahrgang

Zitierhinweis: Helmholtz-Zentrum Potsdam, Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ. (2016, 21. November). Starkes Erdbeben vor der Küste Japans. Earth System Knowledge Platform [eskp.de], 3. https://www.eskp.de/naturgefahren/starkes-erdbeben-vor-der-kueste-japans-935882/

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