Schon die frühe Siedlungsgeschichte der Menschen bezeugt die Bedeutung der Meere. In vielen Kulturen und Regionen wurden schon früh Flussmündungen und Küstenbereiche besiedelt. So konnten Transportwege für den Warenhandel genutzt werden. Außerdem  ermöglichte der Fischfang die Ernährung der Bevölkerung zu sichern. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich aus Siedlungen Städte, wenn nicht gar Megastädte mit über 10 Millionen Einwohnern. Noch heute liegen die meisten dieser Ballungszentren am Meer. Doch der rapide Anstieg der Weltbevölkerung und die damit einhergehende zunehmende Verstädterung stellen für die Ozeane eine enorme Belastung dar.

So werden zunehmend ertragssteigernde Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Ernährungsgrundlage für die ansteigende Weltbevölkerung zu sichern. Das so belastete Grundwasser gelangt zusammen mit Abwässern aus Privathaushalten und der Industrie in die Meere. Ferner gelangen Plastikmüll und Schadstoffe, vom Land über die Flüsse oder über die Luft ins Meer. Belastet werden die Ozeane auch durch den steigenden Schiffsverkehr sowie die zunehmende Förderung von Öl und Gas, die technisch inzwischen auch in großen Wassertiefen möglich ist.
Ebenfalls zur Nahrungssicherung werden auch Fischfangquoten erhöht und damit einhergehend die Fangflotten und -reviere vergrößert. Die Konsequenzen sind Überfischung, Fischsterben und hoher Beifang.

Aber auch die Auswirkungen des Klimawandels belasten die Ozeane. Steigende Wassertemperaturen lassen den Kabeljau immer weiter in den nördlichen Atlantik abwandern. Korallen, die ohnehin nur einen geringen Toleranzbereich in Bezug auf Wassertemperatur und Salzgehalt haben, setzt zusätzlich der steigende Gehalt an Kohlenstoffdioxid (CO2) zu. Das Treibhausgas wird nicht nur für die Klimaerwärmung mitverantwortlich gemacht, sondern es führt auch zur Versauerung der Ozeane. Denn CO2 löst sich im Meerwasser. Es bildet sich Kohlensäure. Neben Korallen leiden auch andere Kalkschalentiere wie Muscheln und Schnecken darunter, da ihre Schalen angegriffen werden.

Notwendig sind Schutzvereinbarungen für das Meer

Die Beispiele zeigen, dass die Ressource Meer zwar vielfältig, aber dennoch nicht unerschöpflich ist. Vielmehr bedarf es verbindlicher Regelungen und Abkommen, um den Schutz und die Nutzung des Meeres langfristig zu sichern.

Für den größten Teil des Ozeans, der Hohen See, gilt weitgehend die Freiheit der Meere. Allerdings ist nicht mehr alles erlaubt. Dennoch immer noch sehr viel. Der Meeresboden hingegen gilt als Allgemeingut. Im Vergleich zur Gesamtfläche liegen nur kleine Küstenbereiche in den Hoheitsgewässern (12 Seemeilenzone) bzw. Wirtschaftszonen (200 Seemeilenzone) der jeweiligen Anrainerstaaten. Dennoch bedarf es oftmals zäher Verhandlungen, verbindliche Abkommen zum Schutz des Meeres innerhalb und außerhalb der Wirtschaftszonen auszuhandeln. Zahlreiche Interessensgruppen aus Politik und Wirtschaft ringen sowohl national als auch international um Umweltschutzstandards, Fischfangquoten und -methoden, Artenschutz, Fördergenehmigungen oder Transportrouten und Durchfahrtsrechte. Aber selbst, wenn die Rechtslage vorhanden ist, fehlt es oft an Möglichkeiten, die Abkommen umzusetzen. Häufig fehlen die Kapazitäten zur Kontrolle und Sicherung.

Seit 1994 ist das von der Seerechtkonferenz der  Vereinten Nationen verabschiedete Seerechtsübereinkommen in Kraft. Hierin wurden Nutzungsbereiche des Meeres für Anrainerstaaten sowie für die internationale Staatengemeinschaft definiert. Trotzdem erschwert die Zersplitterung der Zuständigkeiten sowohl bei den Vereinten Nationen und in den Küstenstaaten bis heute eine umfassende nachhaltige Nutzung und einen wirksamen Schutz des Meeres. So hat die Welternährungsorganisation zwar Richtlinien für verantwortungsvolle Fischerei erarbeitet, jedoch sind diese lediglich Empfehlungen und nicht rechtlich bindende, zwischenstaatliche Vereinbarungen.

Erste Verhandlungserfolge zeichnen sich aber z.B. für Europa ab. So sind Behörden der EU-Mitgliedstaaten verpflichtet bis zum Jahr 2020 die Daten zur Schadstoffbelastung, zur Belastung des Meeresbodens durch die Fischerei oder zur Artenvielfalt innerhalb ihrer jeweiligen Wirtschaftszonen in öffentlich zugänglichen Internetportalen zu hinterlegen. Damit können umweltpolitische Entscheidungen und Schutzmaßnahmen sowie Nutzungsrechte für die unterschiedlichen Ressourcen zukünftig auf einer fundierten Datengrundlage besser getroffen werden. Außerdem gelten seit Anfang 2015 für die Nord- und Ostsee bereits verbindliche Regelungen, die den Schwefelgehalt des Schiffstreibstoffs und damit die Umweltverschmutzung und das Gesundheitsrisiko der Küstenbevölkerung reduzieren.

Meeresschutz ist eine globale Herausforderung

Dennoch bleibt der Meeresschutz eine globale Herausforderung, da sich weder Schadstoffe noch Umweltschäden auf nationale Gewässer beschränken. Über den Schiffsverkehr eingeschleppte Arten breiten sich über Hoheitsgewässer und Wirtschaftszonen hinweg aus, auch ein reduzierter Fischbestand und Artenverlust machen sich zonenübergreifend bemerkbar.

Um den Schutz der Meere national wie international voran zu treiben, ist es wichtig, die Zusammenhänge des Lebens-, Nutzungs- und Wirtschaftsraums „Meer“ deutlich zu machen. Denn nur so können politische Entscheidungen beschleunigt und bislang nicht bindende Empfehlungen in verpflichtende Gesetze umgesetzt werden.

Literaturhinweise

Unter Mitwirkung des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel im Rahmen des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ sind inzwischen vier ausführliche Berichte als "World Ocean Review" erschienen, um über die vielfältigen Aspekte, Probleme und Herausforderungen des Ökosystems Ozean zu informieren.
(World Ocean Review 4): Der nachhaltige Umgang mit unseren Meeren – von der Idee zur Strategie
(World Ocean Review 3): Rohstoffe aus dem Meer – Chancen und Risiken
(World Ocean Review 2): Die Zukunft der Fische – die Fischerei der Zukunft
(World Ocean Review 1): Mit den Meeren leben

Meere und Ozeane sind Erholungsgebiet, Nahrungs- und Rohstoffquelle und spielen eine wichtige Rolle im Klimasystem. Deshalb ist dies das Thema des Wissenschaftsjahres 2016/17 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bei eskp.de wird es regelmäßig neue Beiträge zum Thema Meere und Ozeane geben.

Text Dr. Ute Münch, fachliche Durchsicht und Ergänzungen: Prof. Dr. Martin Visbeck, GEOMAR

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